Welche Vorteile hat das Tragetuch? – Meine Erfahrung

Es gibt viele Möglichkeiten sein Kind zu tragen

Der Anfang unserer Trageliebe

Am zweiten Lebenstag meines Babys und nach einer kurzen Einweisung unserer Hebamme ging es los mit unserer Tragelovestory. Erstmal übte ich nur Zuhause. Ich hatte natürlich noch nicht viel Erfahrung und schon beim Anziehen hatte ich Angst mein Baby irgendwie kaputt zu machen. Die Fingerchen, Ärmchen und Beinchen, das Köpfchen sie sind so zart, dass ich immer dachte, dass dort ganz schnell etwas abknickt. So gestaltete sich auch der Tragetuchsport als schwierig.

Mein Puls schlug ebenfalls bei 180, wenn ich daran dachte mit meinem Baby alleine nach Draußen zu gehen. Ein Tragetuch ist ja noch keineswegs normal und meine Nachbarn schauten mich schon mit großen Augen an, warum ich denn keinen Kinderwagen wolle. Und was wenn ich mein Baby draußen erneut ins Tuch binden müsste? Denn zu Hause hatte ich zwar einen Spiegel, um alles zu kontrollieren, aber draußen würde dieser nicht da sein, dafür vielleicht die gaffenden Leute, die mir dann erklären würden, ich bräuchte einen Kinderwagen. Das Tuch zu binden ist am Anfang etwas tricky, daher würde ich aus heutiger Sicht jeder angehenden Tragemutti empfehlen, einen Kurs zu besuchen, wo eine erfahrene Tragemutti das Binden erklärt. Es klappte jedoch auch ohne Kurs.

Mein Baby und ich waren also gut im Tuch unterwegs und machten die Gegend unsicher. Mein Baby mochte es nur nicht wenn ich zu lange stand. Die Bewegung und der Rhythmus beim Gehen beruhigten sie allerdings und sie schlief regelmäßig schnell ein.

Die ersten 6 Monate habe ich mein Baby im Tuch getragen. Als mein Baby noch so klein war, habe ich viele positive Bemerkungen dazu erhalten. Natürlich gab es auch Ausnahmen: Einmal war ich grade mit einem Freund unterwegs und zwei Männer die uns entgegen kam rügten ihn, warum er mich das Baby tragen lässt, schließlich müsste er es doch tragen. Dazu möchte ich sagen, dass ich die Aufgabe mein Baby zu tragen, immer als schön empfunden habe. Mir war es wichtig, dass wir eine gute Bindung zueinander haben und dass ich ihr die Welt von einer sicheren Basis aus zeigen kann. Wenn es mir irgendwie nur um den Transport gegangen wäre, hätte ich es auch einfacher haben können.

Wenn Tragekinder älter werden

Nun werden kleine Babys ja auch größer und schwerer und ich habe damals die Alternative entdeckt, sie mit der Manduca (eine Babytrage) auf dem Rücken zu tragen.Von dort war sie auch wieder zufriedener. Ab dem 5.ten Monat war sie vorm Bauch immer etwas unruhig und verrenkte sich immer den Kopf. Auf dem Rücken getragen zu werden, war also ein kleiner Schritt zu mehr Freiheit für Sie und mich.  Seitdem sie älter wird, höre ich auch häufiger negative Bemerkungen. Einmal im Supermarkt hat sich eine junge Frau, nachdem sie mich und mein Baby angestarrt hat (im wahrsten sinne des Wortes), zu ihrer ( augenscheinlich) Mutter umgedreht und gesagt “bei sowas bekomme ich so’n Hals”.

Das war schon ganz schön verletzend, da ich ja nur das beste für mein Baby möchte und der Überzeugung bin, dass auch umzusetzen. Einmal hat eine Frau in der Warteschlange vor der Kasse gesagt: “muss das denn sein?”. Mittlerweile finde ich solche Kommentare aber ganz spaßig. Ich weiß, dass es mein Baby und mir mit dem Tragen gut geht und ich finde das hat Vorrang.

Schwierigkeit und Nachteile vom Tragen

Bei allen Lobeshymnen möchte ich doch auch erklären, was mir beim Tragen zu schaffen gemacht hat. Es ist nämlich gar nicht so einfach erstmal die Disziplin und Ausdauer aufzubringen das Tragen und richtige Binden zu lernen. Der Umgang mit dem Tuch kam für mich erst nach und nach. Ich weiß nicht genau, ob mein Baby meine Unsicherheit merkte, jedenfalls quakte sie bei den ersten Bindeversuchen ganz schön. Vielleicht war ihr  auch die Enge zu ungewohnt. Sich da dann nicht verunsichern zu lassen und darauf zu vertrauen, dass man das richtige tut, kostet erstmal Überwindung. Dann hat man zwar beim Tragen eine Freiheit, die man beim Kinderwagen nicht hat (Hände frei, kann alle Wege gehen). Jedoch ist ein Kind im Kinderwagen  manchmal leichter zu transportieren. Man steht im Geschäft irgendwo und stellt den Kinderwagen an die Seite, um sich auf ein Produkt zu konzentrieren. Man fühlt sich dadurch nicht so angekettet. Und natürlich entfällt mit dem Kinderwagen der praktische Einkaufskorb. Man muss die Einkäufe plus Kind tragen. Das hat mich manchmal ganz schön viel Kraft gekostet. Ich habe kein Auto und habe so halt auch große Einkäufe nur zu Fuß transportiert.

Dann muss man sich noch über so manche negative Einmischung in seine Ideale hinwegsetzen. Ich hatte Glück und niemand in meinem Umfeld beziehungsweise Verwandtenkreis hat sich negativ darüber geäußert als sie sahen, dass es klappte. Wenn man nun an seinen Idealen festhält und den Glauben besitzt, dass Tragen das einzig richtige für sich und sein Kind ist, dann kommt man schnell zu den Vorteilen, die das Tragen mit sich bringt.

 

Leave a reply